Auf welche Art soll das Buch „Offenbarung“ erklärt werden

Das Buch der Offenbarung ist voll mit Wortwendungen aus anderen Büchern der Bibel

Gott, der Vater, Sein Sohn Jesus Christus und auch der Heiliger Geist sind unter sich einig, sie haben auch die gleiche Gesinnung. So sind die Aussagen der Propheten, die ihnen von Gott übermittelt wurden, mit den Reden Jesu übereinstimmend (vgl. Joh 5,30); genauso die Aufklärungen der Apostel unter der Leitung des Heiligen Geistes, d.h. alle Bücher der Bibel sind nicht eine menschliche Überlegung, sondern sind im Einklang mit Gott. „Denn was an Weissagung einst ergangen ist, geht nicht auf den Willen eines Menschen zurück, vielmehr haben, getrieben vom heiligen Geist, Menschen im Auftrag Gottes gesprochen“ (2.Petr 1,21). Die Auslegung der Offenbarung ist erst dann richtig, wenn sie mit anderen Teilen der Bibel übereinstimmt. Grade in der Offenbarung ist diese Einheit gut zu beobachten – dem fleißigen Leser der Bibel ist bestimmt aufgefallen, dass manche Symbole und Ausdrücke in der Offenbarung ihm schon in anderen Teilen der Bibel begegnet sind. Lesen wir im zweiten Kapitel von einem „zweischneidigen Schwert“ (Off 2,12), können wir uns an den Ausdruck in Hebräerbrief erinnern: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist…“ (Hebr 4,12) Hier wird uns klar, dass das zweischneidige Schwert im Mund das Wort Gottes bedeutet. Aus dem Mund dieser Person kommt das Wort Gottes, welches schärfer als das zweischneidige Schwert ist. Das ist die erste und wichtigste Methode, mit welcher wir das Buch „Offenbarung“ erklären sollen.

In dem Buch der Offenbarung gibt es Erklärungen, die uns wie „Schlüssel“ dienen sollen

Um die Symbole von dem Buch der Offenbarung von Johannes verstehen, wurden an etlichen Stellen Erklärungen gegeben, die uns wie Schlüssel zur Erklärung des Buches dienen sollen. Uns wird erklärt: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden“ (Off 1,20). Auf diese Weise müssen wir verstehen, mit welcher Methode der Text „verschlüsselt“ oder „versiegelt“ wurde und welche „Schlüssel“ man dafür braucht.

Mit Wortwendungen, die wir in anderen Teilen der Bibel finden und mit „Schlüsseln“ – einzelnen Erklärungen – wollen wir das Buch „Offenbarung“ verstehen. Das Buch wurde doch „Offenbarung“ genannt, eine Botschaft, die für uns eine klare Botschaft sein soll, kein „Buch der Geheimnisse“.

Struktur der Offenbarung

In dem Buch „Offenbarung“ gibt es eine Struktur: Die ersten drei Kapitel dienen als eine Einleitung zu Visionen, die in späteren Kapiteln folgen.

1.Zuerst lesen wir eine Begrüßung und eine Einführung im ersten Kapitel. Danach folgt

2.Die Beschreibung einer geheimnisvollen Person, danach folgen

3.Die Botschaften an die einzelnen Gemeinden.

4.Ab dem 4.Kapitel wird Johannes eine Tür im Himmel gezeigt. Als er im Geist im Himmel ist, sieht er weitere Visionen und Bilder, die den zentralen Inhalt der Offenbarung bilden. Diese werden wir vorerst nicht betrachten, sondern beginnen mit dem ersten Bild – einem Symbol – welches Johannes gleich im ersten Kapitel gesehen hat.

Erste geheimnisvolle Person.

Um zu verstehen, wer die betreffende Person ist, wollen wir aus der Beschreibung der Person zwei Aspekte betrachten, die zusammengenommen auf nur einen Menschen zutreffen. Von allen Menschen auf Erden, von allen himmlischen Wesen sind nur auf Jesus gleichzeitig zwei folgende Aussagen treffend: „war tot … und bin lebendig“ und „habe die Schlüssel des Todes und des Hades“ (Off 1.18). Es wird in der Bibel nur von wenigen Menschen berichtet, die nach dem Tod auferstanden sind und wieder lebendig gesehen wurden. Diese alle sind danach wieder gestorben. Nur Jesus ist auferstanden und „lebendig“ geblieben. Und nur Jesus hat dem Tod die Macht genommen. Siehe 2.Tim 1,10; Hebr 2,14.

Diese Erklärung stimmt mit noch einem anderen Aspekt überein. Gleich im ersten Vers der Offenbarung wird gesagt, dass Gott durch Jesus und durch Engel seinen Knechten die Zukunft mitteilen möchte. Diese Botschaften werden dann Johannes mitgeteilt. So passt auch die Reihenfolge: Die wichtigste Person wird nach der Begrüßung als Erstes dargestellt. Dem aufmerksamen Leser muss auffallen, dass die Beschreibung dieser Person (Jesus) in den Ansprachen zu den Gemeinden sich wiederholt:

  • „…Dies sagt der, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt“ (Off 2,1). Hier ist die gleiche Beschreibung, die wir schon in Kapitel 1, Vers 13 und 16 gelesen haben.
  • „…Dies sagt der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebendig wurde“ (Off 2,8). Dieser Ausdruck wird schon in Kapitel 1, Verse 17 und 18 erwähnt.
  • „…Dies sagt der, der das zweischneidige, scharfe Schwert hat“ (Off 2,12). Auch diesen Ausdruck findet man in Kapitel 1,16.
  • „…Dies sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und Füße gleich glänzendem Erz“ (Off 2,18). Hier kommt noch ein weiteres Detail, ein Ausdruck: Dieser beschreibt die Person präziser, nämlich als „der Sohn Gottes“. Weil die Bezeichnung „Sohn Gottes“ nur auf Jesus zutrifft, können wir mit großer Gewissheit sagen, dass die Person im 1. Kapitel kein anderer, als Jesus Christus ist, und auf weitere Erklärungen verzichten.

Erste „Schlüssel“ im Kapitel 1

Als nächstes wollen wir unsere Aufmerksamkeit auf das Ende der Beschreibung dieser geheimnisvollen Person lenken. Wir wissen schon, dass es sich um Jesus Christus handelt. Wir finden hier einen Vers, in dem uns ein „Schlüssel“ gegeben ist: „Mit dem Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und mit den sieben goldenen Leuchtern ist es so: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden“ (Off 1,20). Uns wird erklärt, was die Symbole „Sterne“ und „Leuchter“ bedeuten. Hier müssen wir uns aus eine Forgehensweise festlegen, wie man diese Symbole erklären soll. Weil schon eine Erklärung des Symbols – eine Deutung – von Gott stattgefunden hat, sollen diese Symbole nicht noch einmal gedeutet werden. „Gemeinden“ sind christliche Versammlungen, die „Engel“ (griechisch – „Gesandte“) sind Gesandte Gottes auf dieser Erde, d.h. seine Diener.

Jetzt wollen wir im Lichte der Bibel die Leuchter eingehender betrachten.

Warum Leuchter

Wir erinnern uns an den Vers aus Mt 5,14: „Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein.“ Wenn in einem Dorf oder einem Stadtviertel eine Versammlung der Gläubigen Gott wohlgefällig lebt, werden sie sich von den weltlichen Menschen unterscheiden und dabei auffallen – es kann den Einwohnern nicht verborgen bleiben, dass unter ihnen Gläubige leben. Paulus ermahnt in Phil 2,15 die Gläubigen zu einem gottesfürchtigen Verhalten: „(…) damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie ⟨Himmels⟩lichter in der Welt.“ So wie die Gläubigen ein Licht sein sollen, um durch ihren Lebenswandel der Welt ein Vorbild zu sein, so wird die ganze Versammlung der Gläubigen mit einem Leuchter verglichen.

Welche Eigenschaften werden nun den Sternen in der Bibel zugeordnet?

Warum Sterne

Gleich am Anfang der Bibel finden wir in 1.Mo 1,14-16: „Und Gott sprach: Es sollen Lichter werden an der Feste des Himmels, um den Tag von der Nacht zu scheiden, und sie sollen Zeichen sein für Festzeiten, für Tage und Jahre. 15 und sie sollen Lichter sein an der Feste des Himmels, um auf die Erde zu leuchten. Und so geschah es. 16 Und Gott machte die zwei grossen Lichter, das grössere Licht zur Herrschaft über den Tag und das kleinere Licht zur Herrschaft über die Nacht, und auch die Sterne.“ Einen ähnlichen Ausdruck finden wir in Jer 31,35: „So spricht der HERR, der die Sonne gesetzt hat zum Licht für den Tag, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zum Licht für die Nacht (…).“

Sterne haben keine besondere Leuchtkraft – können nicht wie die Sonne oder der Mond über den Tag und die Nacht „regieren“. Sie sind wie Helfer und gleichzeitig Wegweiser, die für die Orientierung bei Nacht für viele schon hilfreich gewesen sind. „(…) Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über ⟨der Stelle⟩ stand, wo das Kind war.“ (Mt 2,9) So werden wahre Gläubige mit Sternen verglichen – es sind Personen, die oft nur lokal in der örtlichen Versammlung der Gläubigen wirken oder keine herausragende Position haben, sich aber von Gott leiten lassen und Werkzeuge in der Hand Gottes sind. Sie sind Vorbilder (wie Sterne) in christlichen Versammlungen und in der Welt. Siehe Dan 12,3: „Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“

Zusammengefasst

Jetzt, mit Hilfe der „Schlüssel“ und Vergleichen aus der Bibel, muss man das gesamte Bild so erklären: Die geheimnisvolle Person ist Jesus Christus. Er ist inmitten Seiner Gemeinde, die wie ein Leuchter auf dieser Erde durch Gerechtigkeit und Liebe leuchtet. Er hält die Engel – Seine Gesandten in Seiner Hand, welche durch ihren rechtschaffenen Wandel wie Sterne leuchten. Das stimmt mit anderen Aussagen von Jesus überein, in welchen Er als Hirte, als Haupt, als König bezeichnet wird – wie einer, der Seine Gemeinde führt und über sie herrscht.

Kurze Erklärung Offenbarung 1,12-16

Als Johannes sich umdrehte, um die Person (Jesus) zu sehen, werden in der Beschreibung von Ihm sichtbare Details erwähnt, die wie Bilder Seine Eigenschaften darstellen. Nachfolgend eine kurze Erklärung.

Vers 12 Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter,

  • sieben Leuchter bedeuten sieben Gemeinden/Versammlungen, siehe oben

Vers 13 und inmitten der Leuchter einen, gleich einem Menschensohn,

  • Jesus selbst hat sich mehrfach als Menschensohn (Sohn des Menschen, Menschenkind) bezeichnet. Zum Beispiel Mat. 8,20; 9,6; 10,23 u.a. Das Bild betont Sein Kommen zu uns, Sein Mensch-werden.

 bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand, und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel

  • Wie in Daniel 10,5-6, erscheint Jesus hier in einer hohepriesterlichen Kleidung (siehe 2.Mose 28,2-5), der für uns den hohepriesterlichen Dienst und Fürbitte tut (Hebr. 3,1; 4,14; 6,20). Hier wird Seine Rolle als Mittler zwischen Gott und Menschen, als Fürbitter betont.

Vers 14 sein Haupt aber und die Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee,

  • Graue oder weiße Haare sind mit Weisheit und Autorität verbunden. Lese in 3.Mo 19,32: Vor grauem Haar sollst du aufstehen und die Person eines Greises ehren (…). Vergleiche mit Dan. 7,9.10: Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und einer, der alt war an Tagen, sich setzte. Sein Gewand war weiß wie Schnee und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle, sein Thron Feuerflammen, dessen Räder ein loderndes Feuer. 10 Ein Feuerstrom floss und ging von ihm aus. Tausend mal Tausende dienten ihm, und zehntausend mal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht setzte sich, und Bücher wurden geöffnet. Hier haben wir ein Bild von Seiner Autorität und Weisheit.

 und seine Augen wie eine Feuerflamme,

  • Seine Augen sehen und strafen jede Ungerechtigkeit. Jes 33,14: „Die Sünder in Zion sind erschrocken, Zittern hat die Gottlosen gepackt. »Wer von uns kann sich bei verzehrendem Feuer aufhalten? Wer von uns kann sich bei ewigen Gluten aufhalten?“ Hier wird Er als der zukünftige Richter dargestellt.

Vers 15 und seine Füße gleich glänzendem Erz, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser,

  • Wer Füße wie aus Erz, bzw. Bronze hat, der steht auf kraftvollen und festen Füßen – er steht auf einem sicheren und soliden Grund. Vergleiche das Bild aus 1,7: Und ihre Beine waren gerade Beine und ihre Fußsohlen wie die Fußsohle eines Kalbes; und sie funkelten wie das Funkeln von blanker Bronze. Er hat eine gewaltige Stimme. Der gleiche Vergleich in Hes 43,2: Und siehe, die Herrlichkeit des Gottes Israels kam von Osten her; und ihr Rauschen war wie das Rauschen großer Wasser (…).

Vers 16 und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft.

  • Jesus hält die vorbildlichen Diener in Seiner Hand und Seine Worte sind voller Kraft und Gericht. Das Leuchten Seines Angesichts widerspiegelt Seine Herrlichkeit. „Wenn aber schon der Dienst des Todes, mit Buchstaben in Steine eingegraben, in Herrlichkeit geschah, sodass die Söhne Israel nicht fest in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Angesichts, die doch verging, 8 wie wird nicht vielmehr der Dienst des Geistes in Herrlichkeit bestehen?“ (2.Kor 3,7.8) Erklärung für andere Vergleiche siehe oben.

Weitere „Schlüssel“ in der Offenbarung

Lesen wir das Buch der Offenbarung weiter, finden wir noch andere „Schlüssel“, die mit Worten „das sind/ist“ oder ähnlichem Ausdruck beginnen. Wir finden zum Beispiel in Off 17,12 eine Erklärung vom Bild:

Hörner – „(…) die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, die noch kein Königreich empfangen haben (…).“ Eine exakt gleiche Erklärung gibt es auch in Dan 7,23.24: Das vierte Tier wird das vierte Königreich auf Erden sein; das wird ganz anders sein als alle anderen Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Hier muss man davon ausgehen, dass solch ein Tier mit „zehn Königen“ ein bestimmtes politisches und administratives System mit mehreren Königen darstellt, wie es z.B. das Babylonische oder das Römische Reich war.

Wir finden für das Horn ähnliche Vergleiche in den anderen Büchern der Schrift. Schon im Gebet von Hanna finden wir den Ausdruck: „(…) Er wird seinem König Macht verleihen und erhöhen das Horn seines Gesalbten“ (1.Sam 2,10). Noch etliche Bibelstellen, in denen das Horn mit einer Stärke und Herrschaft verglichen wird: „Mein Gott ist mein Hort, bei dem ich mich berge, mein Schild und das Horn meines Heils, meine Festung und meine Zuflucht. Mein Retter, vor Gewalttat rettest du mich“ (2.Sam 22,3)! „Denn die Zierde ihrer Stärke bist du; und durch deine Gunst wird unser Horn erhöht“ (Ps 89,18). „Aber du wirst mein Horn erhöhen wie das eines Büffels. Mit frischem Öl hast du mich überschüttet“ (Ps 92,11). „Dort will ich das Horn Davids wachsen lassen, habe ich ein Licht zugerichtet meinem Gesalbten“ (Ps 132,17). „Das Horn Moabs ist abgehauen, und sein Arm ist zerschmettert, spricht der HERR“ (Jer 48,25). „Mache dich auf und drisch, Tochter Zion! Denn dein Horn mache ich zu Eisen, und deine Hufe mache ich zu Bronze, damit du viele Völker zermalmst. Und ich werde ihren Raub dem HERRN weihen und ihr Vermögen dem Herrn der ganzen Erde“ (Mi 4,13).

In der Natur haben die stärksten und dominierenden Tiere oft auch die größten Hörner. Die Hörner im Kampf, die Schlagkraft bei den Kämpfen in der Antike waren oft die Könige – sie waren oft persönlich in den ersten Reihen. Darum kann auch in anderen Bildern in dem Buch der Offenbarung ein Horn einen König oder ein Königtum darstellen.

Wasser

In Off 17,15 finden wir ein weiteres Bild mit Schlüsselfunktion – das Bild mit der Hure: „Die Wasser, die du gesehen hast, wo die Hure sitzt, sind Völker und Völkerscharen und Nationen und Sprachen (…).“

Auch diesen Vergleich kann man in anderen Teilen der Schrift finden: „Weh, ein Brausen vieler Völker, wie das Meer brausen sie, und ein Getöse mächtiger Völker, wie große Wasser tosen sie!“ (Jes 17,12). „Hört dies, Haus Jakob, die mit dem Namen Israel benannt und aus den Wassern Judas hervorgegangen sind (…)“ (Jes 48,1). „Deine Mutter glich einem Weinstock, an Wassern gepflanzt; er wurde fruchtbar und voller Ranken vom vielen Wasser“ (Hes 19,10). Noch heute wird bei großen Menschen-Ansammlungen, wie bei Demonstrationen, bei großen Konzerten oder anderen Veranstaltungen von einem „Menschenmeer“ gesprochen.

Goldene Schalen voller Räucherwerk

In Offb 5,8 steht: „und sie hatten … goldene Schalen voller Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen.“ Warum für Gebete ein Räucherwerk als Symbol genommen wurde, finden wir im Alten Bund. Da hat Gott befohlen: „Und Aaron soll wohlriechendes Räucherwerk als Rauch aufsteigen lassen. Morgen für Morgen, wenn er die Lampen zurichtet, soll er es als Rauch aufsteigen lassen. Auch wenn Aaron die Lampen zwischen den zwei Abenden aufsetzt, soll er es als Rauch aufsteigen lassen. Dies sei ein regelmäßiges Räucheropfer vor dem HERRN für all eure Generationen.“ 2.Mo 30,7.8. Der wohlriechende Geruch ist angenehm und verlockend, ist wie eine Einladung zur Gemeinschaft. Wie der Geruch aufsteigt, so steigen unsere Gebete zu Gott. Im Ps 141,2 steht es: „Lass als Rauchopfer vor dir stehen mein Gebet, das Erheben meiner Hände als Speisopfer am Abend.“  Lese auch in Jes 66,3. Einen anderen Gedanken finden wir noch in Spr. 27,9: „Öl und Räucherwerk erfreuen das Herz (…)“.

Lese bitte von dem Aufruhr Korachs, beschrieben in 4. Mo 16. Da hat Mose vorgeschlagen, dass jeder mit seinem Räucherwerk (Gebet) vor Gott treten soll. Gott Selbst hat später gezeigt, wessen Gebet Er angenommen hat. Im 4. Mo 17,12 wird beschrieben, wie Aaron eilte, mit dem Räucherwerk (einer Fürbitte) eine Sühnung für das Volk erwirken.

Weitere Symbole erklärt

Zweischneidiges Schwert

Nach dem gleichen Prinzip wird uns auch verständlich, was ein zweischneidiges Schwert bedeuten kann. Wenn wir uns das Bild im ersten Kapitel real vorstellen wollten, so wäre es eine gruselige Erscheinung: „(…) aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor (…)“ (Off 1,16). Der aufmerksame Leser müsste sich bei dem Ausdruck „zweischneidiges Schwert“ an den Hebräerbrief erinnern. „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist…“ (Hebr 4,12). Daraus kann man schließen, dass die Worte Jesu sehr scharf und durchdringend wie ein Schwert sind. Auch Paulus ruft zu: „Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort!“ (Eph 6,17). Etwas vorausschauend, wird uns auch die andere Stelle jetzt verständlich: „Tu nun Buße! Wenn aber nicht, so komme ich ⟨zu⟩ dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes“ (Off 2,16).

Baum

Der Gottesfürchtige in Psalm 1 wird mit einem Baum verglichen: „Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt…“ (Ps 1,3). Die Gerechten im Psalm 92,14.15 werden ebenso beschrieben: „(…) werden grünen in den Vorhöfen unseres Gottes. Noch im Greisenalter gedeihen sie, sind sie saftvoll und grün (…).“ Mit ähnlichen Worten beschreibt der Prophet Jeremia 17,7.8: „Gesegnet ist der Mann, der auf den HERRN vertraut und dessen Vertrauen der HERR ist! Er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt. Sein Laub ist grün, im Jahr der Dürre ist er unbekümmert, und er hört nicht auf, Frucht zu tragen.“ Man kann eine Person, die auf Gott vertraut, ganz treffend mit einem Baum vergleichen. In Zeiten der Not hat er tiefe Wurzeln – seine Hoffnung setzt er auf Gott. Er bringt für Gott Frucht. Für Gott lebt er – er grünt und ist lebendig. Einen Gerechten könnte man nur schwer mit einem Berg oder einem Teich vergleichen, aber es gibt viele Parallelen zu einem Baum. Darum werden auch an anderen Stellen in dem Buch der Offenbarung die Gottesfürchtigen mit „grünen Bäumen“ verglichen.

Interessant sind auch andere Parallelen in der Bibel. Wie z.B. König Nebukadnezar, welcher im Traum als ein Baum dargestellt wurde (vgl. Dan 4. Kapitel) oder andere Vergleiche bei den Propheten (siehe Jes 1,30; 6,13; 56,3; Jer 11,16; Hes 17,24; 21,3 u. a.).

Braut

Auch heute noch hat reine Jungfrau in der Tradition vieler Völker einen hohen Stellenwert, der Bräutigam muss die Braut „freikaufen“. Diese besondere Stellung betont Apostel Paulus in seinen Briefen: „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch einem Mann verlobt, um ⟨euch als⟩ eine keusche Jungfrau vor den Christus hinzustellen“ (2.Kor 11,2). „(…) wie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat (… ) damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen hat, sondern dass sie heilig und tadellos ist“ (Eph 5,25.27). Ein heiliges, von Sünde reines und Gott geweihtes Leben eines Christen wird hier mit der Keuschheit und Reinheit einer Braut verglichen. Die Braut gehört keinem anderen, sondern nur dem Bräutigam allein. Wie er sich auf die Begegnung mit ihr freut, wird in etlichen Stellen in der Bibel erwähnt. Hier eine Auswahl: „Denn wie der junge Mann die Jungfrau heiratet, so werden deine Söhne dich heiraten. Und wie der Bräutigam sich an ⟨seiner⟩ der Braut freut, so wird dein Gott sich an dir freuen“ (Jes 62,5); „Der die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dasteht und ihn hört, ist hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams; diese meine Freude nun ist erfüllt“ (Joh 3,29); „Lasst uns fröhlich sein und jubeln und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitgemacht“ (Offb 19,7); „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“ (Offb 21,2).

Hure

Im Gegenteil zu einer reinen Braut wird ein untreues Verhalten einer christlichen Gemeinde, oder des Volkes Israel – mit welchem Gott einen Bund geschlossen hatte – mit einer Hure verglichen. Sie ist nicht ihrem einem Mann (Gott) treu, sondern schaut nur auf ihren Vorteil und bietet ihren Leib und ihre Liebe (ihren Gottesdienst) abwechselnden Partnern an. Das Volk Israel wird beschuldigt, dass sie Götzendienst trieben oder in ihren Gottesdienst Bräuche und Ordnungen von anderen Religionen integrierten. Dies wird deutlich und vielfältig bei den Propheten Jesaja, Jeremia und Hesekiel beschrieben.

„Wie ist zur Hure geworden die treue Stadt! Sie war voller Recht; Gerechtigkeit wohnte darin, und jetzt Mörder!“ (Jes 1,21). Auch in Jesaja Kapitel 57 vergleicht Gott die Untreue des Volkes Israel mit einer Hure (siehe Vers 8). Der Prophet Jeremia spricht im Kapitel 2 von der Untreue des Volkes Israel, wie sie sich mit Ägypten, Assyrien und Ländern am Fluss Euphrat verbunden hatten und sich damit wie eine Hure benommen hatten (vgl. Vers 20). So auch im Kapitel 3. Hier die Verse 8 und 9: „(…) wie ich Israel, die Abtrünnige, wegen ihres Ehebruchs gestraft und sie entlassen und ihr einen Scheidebrief gegeben habe, scheute sich dennoch ihre Schwester, das treulose Juda, nicht, sondern ging hin und trieb auch Hurerei. Und ihre leichtfertige Hurerei hat das Land unrein gemacht; denn sie trieb Ehebruch mit Stein und Holz.“

Der Prophet Hesekiel vergleicht im Kapitel 16 die Stadt Jerusalem mit einer untreu gewordenen Frau. Im Kapitel 23 wird das Volk Israel und Juda (mit den Hauptstädten Samaria und Jerusalem) mit Frauen, denen er die Namen Ohola und Oholiba gab, verglichen. Dabei wird die Untreue zu Gott und die religiöse Verbindung mit anderen Völkern mit einer Hurerei verglichen. Besonders deutlich spricht Gott durch Hesekiel im Vers 30: „Das soll dir angetan werden um deiner Hurerei willen, die du mit den Heiden getrieben, weil du dich mit ihren Götzen unrein gemacht hast.“

Alle diese Vergleiche für Jerusalem oder das Volk Israel sind auch anwendbar für die heutigen Christen und Gemeinden. Alle, die ihr erstes Gelöbnis mit Gott verlassen haben, die zum Schaden eines wahren Gottesdienstes nicht nur Gott, sondern auch Menschen zu gefallen versuchen, die weltliche oder heidnische Traditionen übernommen haben, gleichen einer Hure. Untreue Gemeinde (oder Kirche) wird mehrmals in dem Buch „Offenbarung“ als Hure bezeichnet.

Erde

Sehr oft wird in der Bibel das Wort „Erde“ buchstäblich angewendet und meint damit Täler, Berge, Wälder – die natürliche Umgebung, in welcher die Menschen leben. Aber bei Propheten oder in Psalmen finden wir Aussprüche, in denen unter der „Erde“ oder dem „Land“ Menschen gemeint sind, die das Wort Gottes hören und in einem Staat – einer politischen, administrativen Institution wohnen. „Der HERR hat seinen heiligen Arm entblößt vor den Augen aller Nationen, und alle Enden der Erde sehen die Rettung unseres Gottes“ (Jes 52,10); „Land, Land, Land, höre das Wort des HERRN!“ (Jer 22,29); „Es fürchte den HERRN die ganze Erde (…)“ (Ps 33,8); „…Gott unseres Heils, du Zuversicht aller Enden der Erde und des fernen Meeres“ (Ps 65,6). Mit dem Begriff „und fernen Meeres“ sind wohl weit von der Zivilisation entfernte Völker gemeint.

Inseln

Wir haben oben unter „Schlüssel“ den Begriff „Meer“ betrachtet. Wenn unter einem „Meer“ eine große, fast unendliche Menschenmenge oder Menschenmeer gemeint ist und unter „Erde“ ein räumlich begrenztes Volk oder ein Staat, so müssen „Insel“ kleine, weit entfernte Völker oder Stämme bedeuten. „Der HERR ist König! Es jauchze die Erde! Es sollen sich freuen die vielen Inseln!“ (Ps 97,1).

Fazit

Schon durch diesen kurzen Beitrag wird dem Leser klar, dass es in dem Buch „Offenbarung“ vor allem um den zukünftigen geistlichen Zustand der Gemeinde geht. Obwohl Ereignisse, wie die Entstehung und Verbreitung des Islam, wie die Reformationsbewegung mit Luther und Melanchthon, Zwingli und Calvin eine Veränderung nicht nur auf religiöser Ebene, sondern auch die politische und soziale Landschaft veränderte, so sollte für Christen das Unveränderliche, das Unsichtbare, das Geistliche am wichtigsten sein. Und über diese Dinge unterrichtet Gott Seine Knechte. Lasst uns Paulus hören. Nachdem er Christus begegnet war, sagte er: „Denn das ist mir klar geworden: Gegenüber dem unvergleichlichen Gewinn, dass Jesus Christus mein Herr ist, hat alles andere seinen Wert verloren. Um seinetwillen habe ich das alles hinter mir gelassen; es ist für mich nur noch Dreck, wenn ich bloß Christus habe“ (Phil 3,8 HFA). Die vergänglichen Dinge dieser Welt wie Macht, Reichtum, Ruhm haben keinen Wert bei Gott. Gott will seinen echten Nachfolgern helfen und zeigt ihnen in dem Buch „Offenbarung“ kommende Gefahren und Ereignisse. Er zeigt die geistliche Entwicklung in Seinem geistlichen Reich auf Erden, aber auch das Schicksal derer, die nur vorgeben, Gläubige zu sein – aber in Wirklichkeit „(…) am Glauben Schiffbruch erlitten“ haben (1.Tim 1,19).

28.12.2023